# Frost

Seit Menschengedenken wird von ihr berichtet. Von einer Kreatur finst'rer als die tiefste Nacht und kälter als Eis es je sein könnte. Ihr Ursprung jedoch, liegt im Licht.

Genährt von dessen wohler Wärme, wandte sie sich gegen es. Ihr widerstrebte dieser stete Kuss, so floh sie aus des Lichtes Schoß, dem Duft der Freiheit folgend.

Doch kurz darauf traf sie die Qual, denn sie sehnte sich nach einsten Strahlen, nach vergang'ner Geborgenheit. Ihr Durst war groß, so trieb es sie in hellste Gefilde. Dort nahm sie sich, mit blinder Gier und ohne Rücksicht, den frohen Tag und dessen Wärme.

Was hatte sie getan? Sie steht nun da, die Kreatur, in tiefem Schwarz auf tristem Frost. Nimmersatt und neu geboren, düster und bitterkalt war sie fortan bekannt als Frostrabe.

Ein Vogel, der Glück nimmt und Trauer bringt. Ein Wesen, das geächtet wird und nur noch selten nistet. Wo er war, da bleibt das Nichts, welches es zu füllen gilt. Seine Schwingen machen Tag zu Nacht. Doch wie wird dies für den Raben enden?

Einst wird er bedauern, was er tat. Denn einst wird er verstehen, dass nichts mehr bleibt, woran er zähren mag. Zum Glück des frösternen Federtiers, ist das Licht nicht sterblich. Soviel er davon auch raubt, soviel erstrahlt von Neuem.

So birgt des Raben Wirken Hoffnung, schafft er schließlich Raum, doch bleibt sein Sein ein kaltes Grauen.

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