# Schmetterling

Nichts ist schwieriger, als zu entscheiden. Wenn tausende von Gedankensträngen zusammenlaufen, Möglichkeiten abgewogen und Chancen und Risiken eingeschätzt werden, das Denkorgan auf höchsten Touren läuft und Unschlüssigkeit sich breit macht.

Wie ein Virus verbreitet sie sich dann. Besagte Denkstränge werden abgebrannt, Ideen zertrümmert, Vorschläge zerstört. So mancher Gedankengang wird zugemauert, Überlegungen werden untergraben. Hoffnung auf innere Einigung wird nicht nur im Keim erstickt, sondern grausam zerfetzt. Und dann, wenn man an einen Ausweg nicht mehr zu glauben wagt, ist es meist auch zu spät. Die Gelegenheit ist rauschend an deinem qualmenden, ratternden Schädel vorüber geflogen. Notgedrungen handelst du, unbedacht, willenlos und fern der Überzeugung. Doch wird auch nun keine Ruhe mehr einkehren. Beschämte Reue löst die einstige Unschlüssigkeit per Handschlag ab.

Der zweite Konjunktiv übernimmt nun dein Sprachzentrum. Hättest du nur … wärest du nur … dann würdest du … Quälend ziehen die kühnsten und schönsten Phantasien vor deinem inneren Auge vorbei. Mit Mühe versucht sich erzwungene Zufriedenheit durch das dichte Netz aus Enttäuschung zu winden, das dein Denken umspannt. Todgeweihter Optimismus, der nur kurz an die Oberfläche dringt und in Masochismus endet. Unaufhaltsam rast die Hand Richtung blanker Stirn. Ein schallender Knall ertönt, die Enttäuschung bleibt unbeeindruckt, lässt dich mit den Zähnen knirschen und weckt den Wunsch in dir, eben noch malmende Zähne in deinem Sitzfleisch zu versenken. Ist es der Ärger, der dein Gesicht rot färbt, oder ist das Schamesröte?

Wen kümmert’s, verpasst und vorbei. Nur langsam lässt dich dieses Gefühl aus der Mangel und Akzeptanz hält Einzug. An manchen Tagen wirst du deinen verreisten Chancen hinterher winken, vielleicht sogar die ein oder andere Träne hervor pressen, doch lernen wirst du daraus erst spät. Lange noch wird sich der Schatten der möglichen Konsequenzen lähmend auf dich legen. Immer noch wirst du erstarren, wenn du doch handeln solltest. Und stets wirst du bereuen. Nie wird dein Geist ruh’n.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen